Unsere Umsetzung des Sozial-Kompetenz-Programms "Teamgeister"
Seit Einrichtung der Schulsozialarbeit in der Grundschule Bad Rappenau im Jahre 2009 lag die Durchführung des Sozialkompetenztrainings allein in der Verantwortung der Schulsozialarbeiterin. Mit Einführung des Programms TEAMGEISTER im Schuljahr 19/20 gibt es nun erstmals eine Kooperation zwischen den Klassenlehrerinnen der 1. und 2. Klassen und der Schulsozialarbeit.
Einzel-Bausteine von TEAMGEISTER-Inhalten wurden von der Schulsozialarbeit zunächst getestet, die LehrerInnen in die Inhalte eingeführt und das Programm dann im vergangenen Schuljahr und in diesem Halbjahr trotz Pandemie mit allen 2. Klassen a) bis d) durchgeführt.
Einführung in das Konzept TEAMGEISTER – Aktivitäten für ein respektvolles und gesundes Miteinander:
1. KONZEPT
TEAMGEISTER ist ein Programm zum sozialen und emotionalen Lernen. Hierbei haben viele kleine Schritte in einem lange und kontinuierlich anhaltenden Prozess eine große Wirkung. Diese ist aber nicht sofort zu sehen. Vielmehr bedarf es Geduld und Fingerspitzengefühl, den Prozess, der oftmals wichtiger als ein Zwischenergebnis ist, zu begleiten.
Schlagworte zum Verständnis sozial-emotionalen Lernens sind u.a. Selbstwahrnehmung, Umgang mit Gefühlen, Entscheidungskompetenz, kreatives Denken, Stressbewältigung…
Es geht darum, nicht zufällig und nebenher Schlüsselkompetenzen zu vermitteln, sondern gezielt und mit großer Wertschätzung. TEAMGEISTER zählt zu der Gruppe der Life-Skills-Programme, die von der WHO als die effektivsten pädagogischen Programme bewertet werden.
TEAMGEISTER fördert Kinder in folgenden Kompetenz-Kategorien:
- Interagieren in heterogenen Gruppen/Aufbau stabiler, tragfähiger
- Beziehungen/Kooperationsfähigkeit/Bewältigung und Lösung von
- Konflikten/Reflexivität
Gleichzeitig handelt es sich um ein Konzept für seelische und körperliche Gesundheit. Auch im Hinblick auf Inklusion kommt den TEAMGEISTERN ein besonderer Stellenwert zu. Denn es geht darum, ein respektvolles und soziales Miteinander im Klassenverband zu fördern und damit auch den Umgang mit Vielfalt und Individualität zu erlernen.
2. DURCHFÜHRUNG UND ROLLENVERSTÄNDNIS
Lehrer und Schulsozialarbeiter haben unterschiedliche Aufträge Kindern gegenüber zu erfüllen. Sozial-emotionales Lernen wird hier zu einer gezielten gemeinsamen Aufgabe. Durch die z.T. unterschiedlichen Sicht- und Herangehensweisen kann es zu einer sinnvollen, kooperativen Ergänzung kommen. Sozial-emotionales Lernen braucht einen Rahmen, der sich vom schulischen Lern- und Leistungsrahmen unterscheidet und eine Vielfalt in der Methoden- und Aktivitätenwahl bietet.
Im TEAMGEISTER-TRAINING gelten deshalb folgende Grundregeln:
- Freiwilligkeit (Entscheidungen des Kindes respektieren)
- Verzicht auf Bewertungen - mit positivem Blick auf das Kind (Bemühung und Gelingen in den Focus nehmen)
- Bildung von Zufallsgruppen (für mehr Beteiligung aller Kinder in den unterschiedlichsten Gruppen und gegen Ausgrenzung)
- In den Reflexionsphasen die Beiträge der Kinder als Geschenk ansehen
Es geht um ein gelingendes MITEINANDER, in denen die Kinder spielen, sich bewegen, reden und zuhören, lachen…was den Grundbedürfnissen von Kindern entspricht. All dieses fördert auch die Sprachkompetenz und beugt Verhaltensstörungen vor.
3. BAUSTEINE
Die einzelnen Bausteine der TEAMGEISTER, die in Lektionen als Erfahrungsstunden zusammengefasst sind, können wie Puzzle-Teile verstanden werden, die nach und nach in beliebiger Reihenfolge eingesetzt werden. Sie ergeben kein fertiges Bild, sondern eines, das stetig wächst, so wie auch die sozial-emotionale Intelligenz um immer mehr Erfahrung erweitert wird. Dabei wird die Basis der erlernten Fähigkeiten von Mal zu Mal stabiler.
Es ist vorgesehen, dass die Bausteine aus dem reichhaltigen Erfahrungsschatz der Schulsozialarbeit im Sozialtraining durch andere Spiele, Aktivitäten, Materialien und sonstige Inhalte, die zum Thema passen, jeder Zeit ergänzt werden können und sollten.
4. INHALTE
Die Inhalte der TEAMGEISTERSTUNDEN sind in folgende Kategorien aufgeteilt: GEMEINSCHAFT/KOMMUNIKATION/SELBSTVERTRAUEN/GEFÜHLE/FAMILIE/FREUNDE/ENTSCHEIDUNGEN. Dabei gehören z.B. die Themen Ärger, Wut, Nein sagen, Mobbing…zur Kategorie FREUNDE.
5. NACHHALTIGKEIT
TEAMGEISTER als Vermittlung von Erfahrung -und nicht Unterricht- liefert ein stimmiges, aufeinander aufbauendes Gesamtkonzept von der 1. bis zur 4. Klasse. Es handelt sich also um einen früh beginnenden, kontinuierlich und lang anhaltenden Prozess. Es wird gezielt auf die Förderung von Stärken und auf das Gelingen von Aktivitäten geschaut, mehr über Lösungen als über Probleme nachgedacht und gesprochen.
Soziales Lernen gilt als gemeinsame Aufgabe aller am Schulleben beteiligten Pädagogen. Die Eltern sollen über die Schuljahre durch regelmäßige Briefe informiert werden. Über kurze Schilderungen zum fortlaufenden Prozess des sozial-emotionalen Lernens sind sie somit auch in den Prozess einbezogen. In jedem Schulhalbjahr wird es zukünftig einen Brief an die Eltern geben.
6. BESONDERHEIT AN UNSERER SCHULE
Der Schulsozialarbeit stehen für die Grundschule nur 25% Stellenanteil zur Verfügung. Deshalb brauchen wir für Bad Rappenau ein besonderes Vorgehen. In jedem Schuljahr beginnt die wöchentliche TEAMGEISTER-Stunde als Kooperation zwischen Klassenlehrerin und Schulsozialarbeiterin in allen 2. Klassen für die Dauer von 8 - 10 Wochen. Dabei wird die Klasse nach dem Zufallsprinzip oder nach Jungen und Mädchen geteilt. Die eine Gruppe geht mit der Schulsozialarbeiterin in einen anderen Raum, die Lehrerin bleibt mit der anderen Gruppe im Klassenzimmer. Beide Gruppen bearbeiten die gleichen Inhalte. In der folgenden Woche werden die Gruppen getauscht. So ist es den Pädagoginnen möglich, gezielt und individuell auf die einzelnen Kinder einzugehen.
Aktivitäten im Freien können jederzeit mit einbezogen werden.
Nach 8 - 10 Wochen führt die Klassenlehrerin das Training allein weiter durch. Die Schulsozialarbeiterin arbeitet nun mit den 1. Klassen nach dem gleichen Prinzip. Diese haben die Schulsozialarbeiterin in einer Sozialkompetenz-Trainingsstunde bereits kennengelernt. Bis zu diesem Zeitpunkt konnten sie sich nun bereits gut in das Schulleben mit seinen Regeln und die Klassengemeinschaft mit ihren Klassenregeln eingewöhnen.
Marion Brüggemann Dezember 2021